Montag, 14. März 2016

Marokko 2: Marrakesch – bizarre Gefühle in einer magischen Welt

Wenn man durch die Gassen der Marrakesch’er Altstadt schlendert, wie im letzten Beitrag beschrieben, übermannen einem die unterschiedlichsten und bizarrsten Gefühle. Zum einen, zum ersten und zum extremsten ist man ‘überwältigt’… und dies aus so vielen Gründen. Alles bewegt sich, alles ist farbig und verziert. Die meisten Gebäude wirken baufällig oder sind nur noch halb vorhanden. Unglaubliche viele Menschen bevölkern die Strassen, die meisten gehen keiner Arbeit nach und versuchen den Tag totzuschlagen oder durch kleine Gefälligkeiten Geld zu verdienen. So wird uns innert weniger Sekunden mehrmals der Weg zu Orten gewiesen, an welche wir nicht hinwollten und somit auch ohne, dass wir gefragt hätten. Oder man bekommt unaufgefordert eine Schuh- oder Autoreinigung oder wird aus Parkplätzen gewiesen, aus denen man problemlos auch ohne Hilfe rausfahren kann. So gibt man diesen Menschen ein paar Dirham. Eine Kleinigkeit für uns. Für sie nicht. Sie sind allerdings nicht wütend, wenn man sie nicht dafür bezahlt, sie wirken eher enttäuscht- was definitiv eine noch stärkere Wirkung bei uns hinterlässt. Trauer übermannt einem immer wieder ob der falschen Verhältnisse unserer Zeit. Es ist nicht selten auch unangenehm, dauernd Trinkgeld zu geben, denn diese Leute verhalten sich in diesen Situationen meist unterwürfig… und das will ich nicht. Das macht mich wütend. Nicht auf diese Menschen, sondern schlicht auf die Tatsache, dass Geld Hemmungen und Grenzen schafft.


Leben in Marokko ist für den Grossteil der Bevölkerung gleichbedeutend mit einem Überlebenskampf, welchen wir in der Schweiz so nicht kennen. So schleicht sich dann auch Mitgefühl in diesen absurden Mix aus gegensätzlichen Empfindungen. Mitgefühl und Verständnis für diese tollen und freundlichen Menschen, welche einen zwar einzeln absolut nicht bedrängen, in ihrer Masse aber äusserst penetrant in Anspruch nehmen. Dieses Verständnis entwickelt man gerade in Marrakesch sehr schnell, da man unmittelbar nach dem Verlassen des Flughafens mit dieser Armut in Berührung kommt und gleichzeitig sehr viel nicht-materieller Reichtum wahrnimmt. Ebenso entwickelt sich aber auch unglaublich viel Achtung vor diesen Menschen, welche nicht selten trotzdem eine unbändige Energie ausstrahlen und diesen Kampf tagtäglich aufnehmen und ihn vielleicht nicht einmal als solchen empfinden. Zuletzt zeigt sich die Freude, denn man hat eigentlich nie das Gefühl, dass die Marokkaner/innen diesen Kampf jeweils alleine bestreiten. Es wirkt wie die Ordnung im Chaos. Wie Reichtum in der Armut. Man hilft sich gegenseitig. Es wirkt wie eine riesengrosse Familie. Selbst die unzähligen streunenden Katzen und Hunde gehören irgendwie zur Gemeinschaft, werden in Ruhe gelassen oder gar gefüttert. So ist es nichts spezielles, wenn eine verschleierte Mutter mit ihrem Kind auf einer Bank sitzt und wenige Zentimeter weiter, auf der selben Bank, eine zerzauste Katze ihr Junges säubert. Marrakesch scheint eins zu sein.  Toleranz und Verständnis in der Armut, Geduld im Chaos.



Für die meisten Touristen ist die Wahrnehmung der Stadt aber eine total andere. Was wohl für fast alle Einwohner unerschwinglich ist, ist für uns ein wahres Abenteuer. Hinter jeder Tür kann sich eine prachtvolle Oase verstecken. So läuft man, während sich der Hunger meldet, durch eine schmuddelige Gasse und sieht eine verlotterte, grüne Türe mit der kaum lesbaren Aufschrift «café et restaurante». Wir entscheiden, zuerst einmal einen Blick reinzuwerfen, bevor wir es wagen, dort unseren Hunger zu stillen. Na ja, sieht ganz ok aus. Kaum drinnen, führt uns der Kellner aber in den hinteren Teil der Lokalität und wir trauen unseren Augen kaum. Ein wahres Paradies. Einige Palmen, kleine Brunnen, tolle Tische und Stühle, sanfte arabische Musik im Hintergrund und dies alles Sonnendurchflutet. Die Preise sind für unsere Verhältnisse erstaunlich tief. Für zwei Getränke, ein Mittagessen und ein Eis haben wir 190 Dirham bezahlt (ca. 17 Euro). Es kann aber auch passieren, dass man plötzlich in einem «Restaurant» sitzt, das sich im ersten Stock eines Wohnhauses befindet und eher an ein Wohnzimmer erinnert und gerade einmal drei kleinen Tischen Platz bietet (welche meist von Touristen besetzt sind) und eine tolle Atmosphäre bietet. Ab und zu schaut die «Dame des Hauses vorbei» und versichert sich, ob auch alles gut schmeckt, während ihr Sohn am Tisch nebenan das Baby eines Gastes unterhält. Die Preise sind in etwa immer die gleichen. Oder man besucht eine faszinierende Foto- Ausstellung, welche einem für 40 Dirham offensteht. Total überrascht befindet sich am Ende der Ausstellung auf dem Dach dieser Galerie ein kleines Café mit einem atemberaubenden Ausblick auf die Stadt. Diese Erlebnisse beflügeln die Wahrnehmung dieser tollen Stadt immer wieder aufs Neue. Man sollte sich aber auch bewusst sein, dass diese Erlebniswunder für die Einwohner Marokkos, deren durchschnittliches Einkommen bei 110 Dirham pro Woche liegt, verborgen bleiben.



 Marrakesch ist irgendwie eine eigene Welt. Voller Magie und Überraschungen. Sie öffnet Tür und Tor zu so viel Atemberaubendem, zu so vielen Abenteuern und zu allen orientalischen Zaubern aus tausend und einer Nacht… zu für uns günstigen Preisen… und wenn man nicht immer genau hinschaut. Doch dazu mehr am Ende unserer Reise. Der nächste Bericht folgt aus Essaouira!


Auf Bald!

Freitag, 11. März 2016

Marokko 1: Marrakesch – eine Stadt stimuliert die Sinne

Das erste Mal Afrika. Das erste Mal ein arabisches Land. Was mich wohl erwarten würde? Ich habe mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Marrakesch ist eine total andere Welt, als ich sie bisher kannte. In den nächsten Einträgen versuche ich euch zu beschreiben, wieso.

Kaum haben wir das Hotel verlassen, erwartet uns die erste von vielen Moscheen. Prächtig und in tadellosem Zustand. Durch die Lautsprecher hoch oben auf dem Minarett dröhnen in arabischer Sprache die Ausrufe des Muezzin. Sie klingen irgendwie bedrohlich, beinahe einschüchternd. Da sind mir unsere (mir ungeliebten) Glocken doch lieber. Für alle Moslem wäre dies eine Aufforderung, sich in die Mosche zu begeben und zu beten. Doch die Sogwirkung bleibt aus. Alles geht seinen gewohnten Gang. Bereits unmittelbar nach der Mosche müssen wir uns um eine Bauruine eines in sich zerfallenden Hauses winden, was nicht ganz einfach ist, da aus allen Richtungen immer wieder Roller und Mofas in horrendem Tempo durch die engen, mit Menschen überfüllten Gassen brettern. Diese Gassen sind voll mit kleinen Läden. Ein Jeder scheint hier seine eigene, 6-10 Quadratmeter grosse Lokalität zu besitzen, wobei sich das Angebot bei jedem gefühlten achten Geschäft wiederholt. Kleider, Schmuck, Gewürze, Taschen, Teppiche, Töpfe, Teller… und das ganze wieder von vorne. Eine beinahe erdrückende Menge an verschiedenen Farben und Formen, gepaart mit einem wirren Licht- und Schattenspiel durch die teilweise mit löchrigen Tüchern gedeckten Gassen. Zusätzlich stimulieren die vielen und farbenfroh gekleideten Menschen und etliche Stimmen unsere geschärften Sinne.



Wir werden immer wieder angesprochen. Als Touristen sind wir nicht zu übersehen. Nicht nur aufgrund unserer westlichen Erscheinung. Auch weil es unsere Spiegelreflexkamera und unsere Kleider wohl förmlich in die endlosen Gassen zu schreien scheinen. Meistens verneinen wir höflich ihr Angebot und gehen unseres Weges. Sie fragen dann höchstens noch ein weiteres Mal nach und ergänzen die beiden (und für sie wohl wichtigsten) englischen Wörter, die jeder zu kennen scheint: «good price». Wir versuchen dann höflich zu sein und in 'ihrer' Zweitsprache zu antworten: ‘Merci, mais non.’. Dann lassen sie von uns ab. Sie sind nicht aufdringlich, diese Marokkaner, obwohl man es ihnen nicht verübeln könnte und sie zurzeit definitiv nicht von Touristenströmen (und damit ihren wohl einzigen Kunden) überrannt werden.

Wir sind eher ziellos unterwegs und biegen nach rechts in eine noch engere Gasse ab. Nach nicht einmal zwei Schritten werden wir angesprochen. «It’s closed». Die Strasse? «Yes». Aha. Na ja… das hören wir nicht zum ersten Mal und bisher war uns noch kein Weg verschlossen geblieben. Wir bedanken uns für diesen Rat, setzen unseren Weg in dieses schmale Labyrinth aus Strässchen aber dennoch fort. Er ruft es uns noch zwei Mal nach, wir ignorieren ihn. Vier Mal abbiegen und einige Male zurücklaufen später müssen wir unserem Ratgeber Recht geben… da führt wohl kein Weg hinaus, wir kehren um und verlassen diesen beinahe menschenleeren Bereich wieder. Als er uns kommen sah, lächelte er vielsagend und ergänzte: «why you not listen to me?». Jaja, sorry. Wir lachen ebenfalls und drücken ihm 10 Dirham in die Hände. Für ihn eine Menge Geld, für uns bloss ein Franken. Die Verhältnisse stimmen nicht.


Kaum sind wir wieder zurück in unserer Ursprungsgasse, hören wir wieder «Hallo, Lady», «Monsieur» oder «Good Price». Nicht aufdringlich, aber immer und immer wieder. Nicht sehr laut, aber klar in unsere Richtung. Es sind so viele! Hunderte! ... ich der ganzen Stadt wohl abertausende! Es sind unvorstellbar viele. Zu Beginn hat uns unser  Mitleid noch verführt und wir haben uns teilweise mit, teilweise ohne Absicht immer wieder übers Ohr hauen oder Geld abschwatzen lassen. Doch mit der Zeit war uns klar, dass unser Budget dies nicht lange mitmacht, falls wir nicht etwas kalkulierter vorgehen. Unser Mitleid für diese teilweise sehr armen Menschen ist aber geblieben. Wir versuchen weiterhin zur richtigen Zeit möglichst spendabel zu sein.


Teilweise weht ein anständiger Wind und es ist eher kühl. Sekunden später, windstill, brennt eine erbarmungslose Sonne auf unsere Häupter. Währenddessen winden wir uns wieder durch die Menschenmassen und weichen akrobatisch den waghalsigen Mofa- Fahrern aus… und lassen uns von der Magie der Farben und des Klangs einer beinahe unwirklichen Grossstadt verzaubern.

Ich glaube diese Erlebnisse beschreiben Marrakesch bisher am besten. Morgen eine etwas distanziertere Sicht unserer Erlebnisse.


Auf Bald!

Samstag, 31. Oktober 2015

Ladies and Gentlemen: This is Scotland


Schottland trifft mich erneut. Dieses mal neben meiner kulturell-lebendigen auch meine melancholisch-ruhige Seite. Es war mehr als nur ein kurzes "in die Augen schauen". Weitaus mehr. 
Ich habe mich in Schottland verliebt. Ein weiteres mal. Endgültig. 

Mit unserem gemieteten Auto haben wir die Schönheit und Einsamkeit der schottischen Highlands, die kulturellen Einzigartigkeiten von Städten wie Inverness, Glancoe oder Oban und auch die raue Küste und das kraftvolle schottische Meer erleben dürfen.

Tag 1 + 2
Am Freitag haben wir uns, wie im ersten Teil erwähnt, in den Holyrood Park gewagt. Dieser eindrucksvolle Park mit einem beachtlichen Hügel in der Mitte vermittelt ein Gefühl von Natur, welches nur selten in einer Grossstadt erreicht wird. Diesen zu erklimmen erfordert allerdings eine nicht zu unterschätzende Kondition. Auch wenn man mit dreckigen Schuhen rechnen muss, sind die Wege meist sehr gut zu bewältigen. Nimmt man allerdings Abkürzungen, werden diese oft zu einer sportlichen Herausforderung, denn umso kürzer, umso steiler sind die Kletterbedingungen. Und hinunter wählten wir einen der kürzesten. 

Obwohl immer wieder wunderschön, war für mich bisher alles bekannt. Mit dem Auto haben wir dann in sechs Tagen beinahe ganz Schottland umrundet- somit betrat auch ich schottisches Neuland.


Tag 3
Wir fuhren am ersten Tag über ein Landstrasse mitten durch die Highlands bis nach Inverness. Das war (begleitet von wunderschönem Wetter) eine der beeindruckendsten Erfahrungen, welche ich bisher mit Schottland erleben durfte. Die Natur ist schlicht atemberaubend und zumindest zu dieser Jahreszeit alles andere als überlaufen. Meistens waren wir absolut allein. Kein Auto, keine Menschen, nur die Natur... und wir. Die Strasse hingegen war nicht immer in bestem Zustand, zuweilen äusserst eng, steil und unübersichtlich. So braucht es bisweilen eine gehörige Portion Mut, diese zu befahren. Mein lieber Beifahrer verlor so auch teilweise etwas Farbe im Gesicht. Ob das nun an der Strasse oder an meinem Fahrstil lag, sei dahingestellt. Spass machte das Rally-artige Fahren allemal.Danach waren die Strassen eigentlich bis zurück nach Edinburgh beinahe ausnahmslos in sehr gutem Zustand.
 

Tag 4
Inverness ist eine "Büezer"-Stadt. Sie wirkt hart und teilweise versteckt sie ihre kultivierte Seite sehr erfolgreich. Trotzdem besitzt die Stadt eine sehr sympathische Ausstrahlung. Ausgangstechnisch verfügt die Stadt über schottisch typische, tolle Pubs mit teilweise überragender Live- Musik und aufgeschlossenen, unkomplizierten Gästen. Die Ausflüge danach nach Helmsdale und an den Loch Ness waren nichts besonderes. Wir waren da. Abgehackt. Mehr gibt's leider nicht zu melden.

Tag 5
Danach gings mit dem Auto über Dornie und stückweise über die Isle of Skye nach Glencoe. Das Eilean Castle auf dem Weg war ein weiteres Highlight unserer Tour. Obwohl das Wetter an diesem Tag leider nicht ganz mitspielte, ist die Burg (von aussen wie auch von innen) sehr beeindruckend. Oberhalb von Glencoe befindet sich noch der bekannte Glenfinnan Vidaukt aus den "Harry Potter"- Filmen. Leider ist der vom Auto aus aber nur sehr schlecht zu sehen und für eine Wandertour war es bereits zu spät.


Tag 6
Unser nächster Tag führte und über Oban und die Isle of Arran nach Glasgow. Oban ist eine sehr charmante, kleine Hafenstadt und absolut einen Besuch wert. Die Strecke war sehr angenehm zu fahren und gespickt mit einem tollen Mix aus faszinierenden Küsten, wunderschönen Hügeln und beeindruckenden Burgen. In Glasgow waren wir nur ein Nacht- und wenn wir auch nur wenig gesehen haben, lässt sich schnell erahnen, warum Edinburgh deutlich mehr Touristen anzieht. So war die Stadt weniger einladend und viel chaotischer als die östlichere Hauptstadt. Trotz allem strahlt Glasgow etwas bestimmtes aus, was aber wohl nach einer Nacht noch nicht greifbar ist.


Tag 7
Unser letzter Tag mit dem gemieteten Auto führte uns bis nach North Berwick zum Tantallon Castle und wieder zurück in "mein" Edinburgh. Das Tantallon Castle war eine unglaubliche Erfahrung. Die strahlende Sonne sorgte für grandiose Lichtverhältnisse. Der Starke Wind erzeugte eine Atmosphäre der Stärke und die Tatsache, dass wir das Castle beinahe eine ganze Stunde für uns allein hatten, sorgte für eine perfekte Abrundung der ganzen Szene. Wenn man in Edinburgh weilt, lohnt sich ein (etwas halbtätiger) Ausflug in diese faszinierende Burg absolut.


Tag 8
Der letzte vollständige Tag in Edinburgh gingen wir gemütlich an. Einkaufen, in den Parks lesen, Museumsbesuche... ohne Kameras... ein letztes Mal Schottland geniessen, bevor es wieder nach Hause ging.

Donnerstag, 15. Oktober 2015

Schottland- die Ankunft

Ich bin also in Schottland. Erneut in Schottland. Nach 2011 und 2014 flog ich heute Mittag zum dritten mal innert vier Jahren nach Edinburgh. Trotzdem wird dieses mal alles anders. Nachdem der Fokus der letzten beiden Besuche vor allem auf Edinburgh selbst lag, wird dieses mal mit einem gemieteten Auto das schottische Landleben erkundet- und dies hat es in sich. Knapp 70% der Bevölkerung lebt nämlich in den Städten Edinburgh und Glasgow. Da bleibt nicht mehr viel übrig für den Rest des Landes. Entsprechend wird diese Reise mit einem auch eine Art Flucht vor der Zivilisation. Nicht, weil wir dessen überdrüssig sind, sondern einzig und alleine aus Neugierde. Die wunderschönen schottischen Highlands mit den vielen Ruinen und den imposanten Burgen... 



Nach einem etwas mühsamen Boarding landeten wir schliesslich um ca. 15.00 Uhr in Edinburgh. Von diesem Zeitpunkt bis jetzt, 00.38uhr am zweiten Tag, passierte nicht viel spannendes. Wir starteten im Regen (Basel) und landeten in der Sonne (Edinburgh). Wir gewannen eine Stunde, welche wir auf dem Rückflug aber leider wieder verlieren werden. Wir stillten unseren Hunger mit einem köstlichen Burger und unseren Durst mit einigen, meist auch süffigen, Bier. Nun bin ich im Hostel und Simon streift noch irgendwo (ich hoffe nicht orientierungslos) durch das Edinburgh'er Nachtleben. Das Hostel (Castle Rock) ist wirklich klasse. Sehr gut gelegen (unmittelbar beim Edinburgh Castle), toll eingerichtet und bisher stets sauber. 



Schon bald verlassen wir die Stadt und nehmen uns des hiesigen Landlebens an. Wir freuen uns sehr auf diesen Kontrast.

Auf Bald


Update:
Es ist mittlerweile Morgens 7.24 Uhr. Unsere ZimmergenossInnen gehören nicht gerade zur Kategorie "geschickt" oder "äusserst Rücksichtsvoll", was aber nicht weiter tragisch ist, denn es 'erlaubt' mir, bereits jetzt im Aufenthaltsraum zu sitzen und zu warten, bis sich Simon (der den Weg ins Hostel doch noch gefunden hat, was aufgrund schwieriger Orientierung in dieser Stadt durchaus nicht selbstverständlich ist ;) ) aus dem Bett quält.

Danach geht's zu einer kleinen Klettertour in den Holyrood Park. Ihr hört bald mehr von uns!

Dienstag, 13. Oktober 2015

Konkrete Pläne: Marokko

Februar/März/April 2016  -- MAROKKO -- 8-12 Tage

Ich gebe zu; ich weiss sehr wenig über das Land im Nordwesten Afrikas. Marrakesch oder Casablanca sind zwar klingende Namen, welche mir durchaus etwas sagen, mit einer realen Visualisierung der Ortschaften oder der Kultur tue ich mich allerdings schwer.

Ich habe auf Google Maps nach dem Prinzip "Augen zu und Finger drauf" ein Urlaubsziel gesucht und Marokko gefunden. Nach kurzer Internet-Recherche war ich sofort begeistert von der orientalischen Ausstrahlung des Landes. Unmittelbar am Gibraltar liegend, mit Zugang zum Mittelmeer und zum Atlantik schafft es dieses grosse Land in mir eine unermessliche Fülle an Sehnsüchten zu wecken. Die orientalische Kultur, mit welcher ich bisher noch sehr wenig Erfahrungen machen durfte, strahlt auf mich eine unbeschreibliche Magie aus.

Nach aktuellem Stand werde ich (oder werden /wir, je nach Möglichkeit) von Tanger im Norden (am Gibraltar) südlich über Rabat und Casablanca nach Marrakesch reisen. Pro Stadt sind ca. 2-3 Tage
eingeplant.

Zurzeit ist dies nicht viel mehr als eine Idee. Allerdings eine Idee, die mir äusserst bewegungsfreudige Schmetterlinge im Bauch verursacht.

Doch zuerst geht es noch nach Schottland. Erneut nach Schottland. Nach 2011 und 2014 fliege ich am Donnerstag zum dritten mal innert vier Jahren nach Edinburgh. Trotzdem wird dieses mal alles anders. Nachdem der Fokus der letzten beiden Besuche vor allem auf Edinburgh lag, wird dieses mal  mit einem gemieteten Auto das schottische Landleben erkundet- und dies hat es in sich. Knapp 70% der Bevölkerung lebt nämlich in den Städten Edinburgh und Glasgow. Da bleibt nicht mehr viel übrig für den Rest des Landes. Entsprechend wird diese Reise mit einem auch eine Art Flucht vor der Zivilisation. Nicht, weil wir dessen überdrüssig sind, sondern einzig und alleine aus Neugierde. Die wunderschönen schottischen Highlands mit den vielen Ruinen und den imposanten Burgen... Bilder und Berichte folgen bald.

Mittwoch, 30. Juli 2014

Die andere Seite von Edinburgh

Underground-Tour
...das schwache Licht eines Handydisplays beleuchtet als einzige Lichtquelle den tief unter der Erde liegenden Raum. Die einzigen visuell wahrnehmbaren Punkte für die anwesenden Personen waren blutende Augen in einem leichenblassen Gesicht und die langen, dichten und ungepflegten blonden Haare der einzigen Person im Raum, die sprach. Sie sprach langsam und unaufgeregt, aber angsteinflössend und eindringlich.
Ihre Augen waren weit aufgesperrt, als sie die Geschichte eines kleinen Mädchens erzählte, welches diesen Raum durch einen grausamen Akt der Barbarei nicht überlebte. Noch heute spüren anwesende Personen eine kalte Hand auf ihrer Wange oder erkennen Schatten, die von keiner sichtbaren Person geworfen wurden. Die Augen der Zuhörer weiten sich, das Gesicht der Erzählerin zeigt ein diabolisches Lächeln... das Handydisplay geht aus. Absolute Dunkelheit. Ohrenbetäubende Stille. Die kleine Gruppe von Menschen, die sich im Untergrund von Edinburgh befand, klammerte sich aneinander. Tanja hielt mich fest. Alle wussten, das etwas passieren wird. Etwas erschreckendes. Doch nichts schreckliches geschah. Die Geschichte wurde weitererzählt. Jetzt noch theatralischer, jetzt noch gruseliger... Und auf einmal, nach Geschichten über Tote, Eingeweide, Geister und Flüche, wurde es totenstill in dieser absoluten Dunkelheit. Und plötzlich... PENG.

Mit diesem lauten Knall endete unsere Tour in den Unterstadt von Edinburgh. Eine gut einstündige Tour, welche uns gruselige Mythen und wahre Geschichten über die heute teilweise noch lebendige Geschichte versprach. Im Grossen und Ganzen war die Tour nichts besonderes. Sie führte über Friedhöfe und es wurde auf Gräbern getanzt. Schlussendlich landeten wir in zwei unter der Erde liegenden Räumen. Respektive in der Stadt unter der Stadt. Da Edinburgh, wie wir es heute kennen, auf der Stadt gebaut wurde, die es ursprünglich mal war, gibt es zig solcher unterirdischen Räume, Gänge und ganze Strassen einer vergessenen Metropole. Diese beiden Räume boten eine Menge Nervenkitzel und einige Schockmomente. Doch diese waren leider alles in allem etwas zu knapp bemessen.


Loch Ness und die Highlands
Einen Tag zuvor begaben wir uns auf eine zwölfstündige Highland- Tour mit dem Highlite 'Loch Ness'. Gleich mal vornweg: WIR HABEN ES GESEHEN... also Nessi. Nicht aus dem Wasser steigend und riesengross, zugegeben, aber ansonsten in allen Varianten aus Stoff, Plastik, Lehm, mit Höcker, ohne Höcker, mit Hut und Dudelsack etc. Vermarktung einer Illusion in beeindruckender Art und Weise. Loch (alt-schottisch für 'See') Ness ansonsten war eine grosse Enttäuschung. Es ist nur ein sehr grosser See mit einer durchschnittlichen Kulisse und eben halt diesem Mythos. Die einstündige Bootsfahrt auf diesem bekannten Gewässer und die dafür bezahlten 25 Pfund (ca. 38 CHF) hätten wir uns getrost sparen können.
Ansonsten war der Ausflug, wenn auch aufgrund der Dauer sehr anstrengend, sein Geld absolut wert. Wir konnten sehr viel Interessantes über Schottland erfahren und einen Eindruck über die Highlands sowie über die Lowlands (wozu auch Edinbrugh und Glasgow gehören) gewinnen. Was auch in Erinnerung bleibt, ist die Faulheit der Schotten, wenn es um Namensgebungen von Orten und Gebäuden geht. So bauten sie eine neue Brücke und nannten diese... „New Bridge“... oder sie entdeckten einen See und nannten diesen... „See“ ... also heisst der jetzt „Loch Lochi“ (der See 'See') ... oder sie entdeckten einen neuen Hügel und nannten diesen „New Hill“ ... ein Bein ausgerissen haben sie sich diesbezüglich also nicht ;).



Schottland und die Mode
Ein weiteres mal schockierend, und ich bin froh, dass Tanja diese Auffassung absolut teilt, war die Mode der Schotten. Wobei hier unglaublich viel Verständnis aufgebracht werden muss, wenn man von „Mode“ sprechen will. Tanja und ich waren uns einig, dass wohl ein Grossteil der Schotten einfach keinen Spiegel besitzt; anders können wir uns nicht erklären, wie sich so unglaublich viele Menschen so unglaublich unpassend auf die Strasse trauen. Man könnte diese geschmackliche Verfehlung beinahe als Touristenattraktion bezeichnen, da man aus dem Staunen kaum herauskommt. :) Natürlich ist dies aber ihr gutes Recht und es macht sie auch irgendwie sympathisch. Nicht, dass sie es nötig hätten, denn sie sind sehr zuvorkommend und äusserst nett, die Schotten, aber es lässt sie irgendwie unbeholfen erscheinen.


Das gute Wetter
Jetzt sind wir auf dem Weg in die Schweiz. In ein paar tausend Metern Höhe und wieder mit tollem Blick auf eine breite Wolkendecke. Und umso näher wir der Schweiz kommen, umso mehr und umso dunkler sind die Wolken. Unglaublich aber wahr; wir hatten 2 komplette Sonnentage und Temperaturen von beinahe 30 Grad! Die Schotten selbst waren ganz aus dem Häuschen. Für die Schotten ist das eine absolute Seltenheit. So begaben sich viele mit Bikini und kurzen Hosen (Männer vorwiegend oben ohne) in die Parks um ihre ansonsten so bleichen Körper zu verbrennen. Hersteller von Après-soleil- Cremes werden in den nächsten Tagen in Edinburgh Hochkonjunktur haben. Wir haben es genossen und Edinburgh zeigte sich von seiner besten Seite.


Die Stadt
Edinburgh mit dem Holyrood Hill, dem Castle, der 'Royal-Mile' und allen weiteren Attraktionen präsentierte sich uns, gepaart mit Sonne und einer überschaubaren Anzahl von anderen Touristen und vielen tollen und witzigen Strassenkünstlern von seiner beeindruckend einladenden Seite. Bezüglich Tourismus (immerhin gemeinsam mit Whisky und ÖL die Haupteinnahmequellen des Landes) könnte sich die Schweiz noch einiges Abschauen. So sind viele Tourguides oft nicht einfach nur freundlich, sondern auch Schauspieler und Unterhalter.

Fazit
Edinburgh hat sich in diesen Tagen in ein anderes Licht gerückt. Weg von der Düsternis, hin zu einer offenen, freundlichen und hellen Stadt. Die vielen Mythen und Legenden, die sich um diese Stadt ranken entwickeln für die farblosen und dunklen Gebäude, welche immer noch in gewissen Situationen eindrücklich erdrückend wirken, einen ganz speziellen „Groove“. Wir sind uns beide sicher- das war nicht unser letzter Aufenthalt in dieser tollen Stadt.


Montag, 7. Juli 2014

Auf dem Weg in die Düsternis

Teil 1

Dunkle Häuserwände, enge Gassen... eine düstere Stadt wartet auf uns... Es ist mein zweites und Tanja's erstes Mal in dieser unscheinbaren Stadt im Norden Britanniens.
Edinburgh bietet eine Kulisse, die zu jedem Krimi passen würde. So vielen Ecken dieser Stadt würden Mord und Totschlag gut stehen. So vielen Gassen würden Grausamkeiten zugetraut werden. Natürlich nur in Krimis, mit der passenden musikalischen Untermalung und den richtigen Bildschnitten. Doch die Stadt fügt das restliche dazu bei, dass die Szenerie passt. Es kommt nicht irgendwoher, dass diese Stadt viele Schriftsteller düsterer Kriminalromane zeugte. Der Schreiber von Sherlock Holmes, Sir Arthur Conan Doyle oder der sehr erfolgreiche Schriftsteller Ian Ranking sind nur zwei unter vielen. Die Hauptstadt Schottlands strahlt eine Melancholie aus, die als Inspiration seines Gleichen sucht. Eine Muse, die küssend durch die genannten, hart wirkenden Strassen wandelt und Depressivität in Kreativität verwandelt. Denn dieser Grad zwischen Depressiv und Kreativ ist schmal. Zumindest in Edinburgh. Im Sommer etwas weniger als im Winter. Im Sommer sind die Tage lang, im Winter kurz, düster und kalt... Genau wie die Stadt es auch zu sein scheint. Doch das Licht, die Kraft und die Wärme, welche die Stadt eben doch ausstrahlt, ist anderswo zu finden. In ihrer Kultur, in ihren Menschen, in ihrer Einzigartigkeit, in ihrem Charme. Edinburgh bietet eine Fülle von Dingen, welche ich bisher noch in keiner anderen Stadt fand.

Die Reise verlief bis anhin gut. Basel passierten wir gewollt relativ schnell. Wobei hier anzumerken ist, dass man Federer-Matches mit deutlich mehr Emotionen verfolgt, als wir dies aus Luzern gewohnt sind. So verfolgten wir den Rest des leider verlorenen Spiels in einem Bahnhof-nahen MC Donalds. Der schlechteste MC Donalds der Schweiz, im Übrigen, aber darum geht es ja nicht. Weitaus interessanter ist die Tatsache, dass bei verlorenen Punkten unseres Tennisspielers schon mal Hüte und Jacken durch die Gegend flogen, bei Gewonnenen lautstarke Testosteron-Schreie den Kehlen der anwesenden Männern entwichen.
Während der Fahrt nach Basel sammelte das wundervolle Wetter nochmals die letzten Kräfte und zeigte sich von seiner besten Seite. In Basel angekommen, verlor es allerdings langsam an Ausdauer. Dunkle, Weltuntergangs-Wolken verdrängten Sonne und Wohlgefühl. Kurze Zeit darauf, wir waren zum Glück bereits am Flughafen, öffnete der Himmel seine Schleusen, Blitze begannen zu zucken und Donner grollte. Und bemerkenswerterweise hat dieses Gewitter bis jetzt noch nicht aufgehört... und 'jetzt' ist immerhin schon eine Stunde später und wir warten weiterhin auf das Boarding, welches sich 'dank' des Gewitters verzögert.

Teil 2

Nun haben wir es doch noch geschafft, abzuheben. Respektive das Flugzeug... Mit leichter Verspätung startete unser EasyJet- Flug und wir befinden uns nun über den gewitterbringenden Wolken. Eine Szenerie eröffnet sich uns, welcher man nie überdrüssig wird. Eine weisse Decke aus Watte unter uns, weit in der Ferne kämpfen sich tapfere und rot leuchtenden Sonnenstrahlen des Sonnenuntergangs als letzte Farbtupfer an den Horizont und immer mehr Löcher in der Wolkendecke veranschaulichen die lebendigen Lichtermeere der Städte und Dörfer. Trotzdem bin ich froh, wenn ich diesen engen Sitzreihen der EasyJet Flugzeuge entfliehen kann. Tanja hingegen treibt ihren ersten Aufenthalt in einem Hostel, welchem sie mit Argwohn und Misstrauen, aber auch mit viel Neugier entgegenblickt, zu einer raschen Ankunft in Edinburgh.


Teil 3

Da sind wir also. Zurück im 16. Jahrhundert. Zurück in einer Stadt, die ihr Anblick nie geändert zu haben scheint.
Ihr hättet Tanjas Gesicht sehen sollen, als wir uns gestern die letzten Meter zu Fuss in unser Hostel wagten... Angsterfüllt und beeindruckt, misstrauisch und neugierig... Heute Montag werden wir diese Neugierde stillen :)