Für die meisten Touristen ist die Wahrnehmung der Stadt aber
eine total andere. Was wohl für fast alle Einwohner unerschwinglich ist, ist
für uns ein wahres Abenteuer. Hinter jeder Tür kann sich eine prachtvolle Oase
verstecken. So läuft man, während sich der Hunger meldet, durch eine schmuddelige
Gasse und sieht eine verlotterte, grüne Türe mit der kaum lesbaren Aufschrift «café
et restaurante». Wir entscheiden, zuerst einmal einen Blick reinzuwerfen, bevor
wir es wagen, dort unseren Hunger zu stillen. Na ja, sieht ganz ok aus. Kaum drinnen, führt uns der Kellner aber
in den hinteren Teil der Lokalität und wir trauen unseren Augen kaum. Ein
wahres Paradies. Einige Palmen, kleine Brunnen, tolle Tische und Stühle, sanfte
arabische Musik im Hintergrund und dies alles Sonnendurchflutet. Die Preise
sind für unsere Verhältnisse erstaunlich tief. Für zwei Getränke, ein
Mittagessen und ein Eis haben wir 190 Dirham bezahlt (ca. 17 Euro). Es kann
aber auch passieren, dass man plötzlich in einem «Restaurant» sitzt, das sich
im ersten Stock eines Wohnhauses befindet und eher an ein Wohnzimmer erinnert
und gerade einmal drei kleinen Tischen Platz bietet (welche meist von Touristen
besetzt sind) und eine tolle Atmosphäre bietet. Ab und zu schaut die «Dame des
Hauses vorbei» und versichert sich, ob auch alles gut schmeckt, während ihr
Sohn am Tisch nebenan das Baby eines Gastes unterhält. Die Preise sind in etwa
immer die gleichen. Oder man besucht eine faszinierende Foto- Ausstellung,
welche einem für 40 Dirham offensteht. Total überrascht befindet sich am Ende
der Ausstellung auf dem Dach dieser Galerie ein kleines Café mit einem atemberaubenden
Ausblick auf die Stadt. Diese Erlebnisse beflügeln die Wahrnehmung dieser
tollen Stadt immer wieder aufs Neue. Man sollte sich aber auch bewusst sein,
dass diese Erlebniswunder für die Einwohner Marokkos, deren durchschnittliches
Einkommen bei 110 Dirham pro Woche liegt, verborgen bleiben.
Auf Bald!