Samstag, 17. August 2013

Paris- Frankreich

Ich war schon etliche Male in Paris. Zu jeder Jahreszeit mindestens einmal. Ich habe alles mehrfach gesehen, was man als Tourist gesehen haben muss und ich habe mich mit Einheimischen unter die Pariser Bevölkerung gemischt. Trotz allem habe ich es bis dato nicht geschafft, einen Blog über Paris zu schreiben. Warum? Ich weiss es nicht genau. Vielleicht, weil mir Paris so viel gestohlen hat… darunter auch immer wieder aufs Neue die Zeit… Vielleicht aber auch, weil mir Paris so viel gegeben hat, und ich dies zuerst verarbeiten musste...
Das soll sich aber nun ändern:

Was mir Paris gestohlen hat? Meine Liebe, meinen Atem und wie erwähnt, immer wieder viel Zeit.

Meine Liebe zu meiner Heimatstadt brachte sie nicht ins Wanken, aber Liebe ist zum Glück kein sich ausschöpfender Vorrat. Liebe kann man in die Unendlichkeit und zurück verschenken. Warum gestohlen? Weil ich es zuerst gar nicht wollte. Ich mochte Paris die ersten Stunden meines ersten bewussten Besuches nicht. Die Stadt, die Menschen, das Chaos… es passte nicht zu mir. Doch dann riss es sich diese Liebe in einer hinterhältigen Aktion ohne Vorwarnung an sich und liess sie nicht mehr los. Ich wusste nicht, wie mir geschah. Ich war nicht in der Lage, mich zu wehren. Ich wusste nur, dass das mit Paris und mir etwas Festes wird.

Die imposanten Bauwerke, die beeindruckenden Parkanlagen und der atemberaubende Grössenwahn der Franzosen- all dies lässt einen immer wieder in Ehrfurcht erstarren.  Besucht man zum Beispiel Versailles, kann man sich getrost darauf einstellen, dass am Abend der Kiefer schmerzt, denn öffnet man erstaunt den Mund zum ersten Mal, bleibt er offen bis zum Schluss. Schlag auf Schlag folgen glorreiche Zeitzeugen eines prunkvollen und so realitätsfremden Mittelalters. Das gigantische Gebäude, die goldverzierten Tore oder der monströse Garten- es war ein Paradies in einer sonst höllenähnlichen Welt. Stünde die Welt vor einem Armageddon, so würde ich mich in Versailles trotz allem sicher fühlen.



Ich frage mich, wie die Pariser Bevölkerung mit der Tatsache klar kommt, dass man in dieser Stadt nie Zeit hat. Als Tourist fühle ich mich verloren. Verloren in einem Sog zeitfressender Strudel. Ich fühle mich in Paris so schnell wieder zuhause, dass mir das Bewusstsein, bald wieder nach Hause zu müssen, irgendwie abhanden kommt. Ich bin nicht in Paris, um wieder zu gehen, ich bin in Paris, um zu sein… und um zu bleiben. Nicht für immer, nur für länger… ein bisschen… und immer noch ein bisschen.

Was mir Paris gegeben hat? Selbstvertrauen, Verständnis, Coolness.

In dieser Stadt leben die Menschen nicht nach einem Gesellschaftsideal, sie leben für sich selbst. Jeder Mensch ist ein Individuum und ihr Leben das Produkt ihrer kreativen Art und Weise damit umzugehen. Deswegen wirken die Pariser oft so arrogant. Es ist ihnen im Grunde einfach egal, wenn du mit ihnen nicht klar kommst. Wer z.B. schon mal in New York war, kennt das Gegenteil. Diese vor Energie strotzenden Leute steuern ihren Lebenssinn auf ein kollektiv- gesellschaftliches Ziel hin. In ihrem Sinn, den persönlichen Zielen nachstrebend, verfallen die Pariser hingegen häufig ins exzentrische. Sie kleiden sich getreu ihren Vorstellungen und frei von Gesellschaftsansprüchen und reissen sich (viel mehr als in den USA) von Gesellschaftsidealen los. Man würde sie in den meisten anderen Städten als komisch bezeichnen, in Paris haben sie hingegen Stil, denn sie getrauen sich etwas. Diese Art der Selbstinszenierung sollte nicht unterschätzt werden. Sich so in Szene zu setzen, wie man das möchte, ohne über Meinungen anderer nachzudenken, ist ein grosser Teil einer gesunden Psychohygiene und zeugt von einem gesunden Selbstvertrauen.



Paris, die Stadt der Liebe? Vielleicht. Wahrscheinlich. Paris ist aber vor allem auch die Stadt der vielen Menschen. In Paris findet man nicht nur einfach Menschenmassen. In Paris scheinen sich die Völker aller Länder gleichzeitig zu vereinen. So zumindest im Sommer, wenn die ganze Welt und zu allem Übel auch noch die Franzosen Schulferien haben. Ohne Geduld und Verständnis prophezeit man sich alsbald selber in eine undankbare, ungemütliche Umgebung. Mit der richtigen Einstellung und einem gesunden Sinn für Humor lernt man hier aber selbst in den ungemütlichsten und längsten Schlangen interessante Menschen kennen und kann eine wahre Goldgrube der verschiedensten Kulturen beobachten.
…und schlussendlich sind sich wohl alle einig: in Paris steht man für praktisch nichts vergebens an….


Pariser, dies als letzte Erkenntnis, sind Überlebenskünstler. Allesamt. In einer Stadt, in welcher im Strassenverkehr immer jener Vortritt hat, der entweder schneller, stärker oder wendiger ist, mit einem Stadtzentrum, in welchem sich die durchschnittliche Bevölkerung weder eine Wohnung noch ein Essen im Restaurant leisten kann, balancieren sich die Einheimischen von Tag zu Tag durchs Leben. Getrieben werden die Meisten von der Liebe zu ihrer Stadt. Welche sie im Endeffekt auch noch mit Millionen von nervigen Touristen teilen müssen. Neben allen Widrigkeiten, die viele von ihnen jeden Tag bekämpfen, haben sie den Sinn für das Schöne, für die Kunst und für den Genuss nicht verloren. Im Gegenteil, sie zelebrieren ihre kulturellen Schätze bewusst und inszenieren sie überschwänglich. Sie sind ein stolzes Volk, ein cooles Volk.


Paris wird dich kaum in den ersten Stunden begeistern. Paris wird dich nicht in erster Linie durch seine Schönheit fesseln. Paris hat eine blosse oberflächliche Betrachtung auch einfach nicht verdient. Paris hat Ästhetik, die Einheimischen haben Grazie. Melancholie und Tiefsinn überfallen einem nie nach einem Tag. Das braucht Zeit- und Paris bietet beides konkurrenzlos. Diese Stadt zu mögen ist nicht schwer, sie zu Lieben ist hingegen eine Fähigkeit, eine, die dein Leben entscheidend beeinflussen wird.

Paris hat sich in meinem Herzen eingebrannt. Über die Jahre wurde ich gebrandmarkt…


Paris je t’aime! 

Dienstag, 16. April 2013

Into the wild 10; Alaska

Alaska’s Natur, Teil 1: Die Natur entscheidet…

Wir sind nun seit einigen Tagen in Alaska. Nach dem Beginn in Anchorage hat es uns nun in die Natur gezogen. 
Die Natur hier ist anders, sie ist nicht freundlich, sie heisst einem nicht willkommen, sie ist rau. Genauso wie uns der Jasper Nationalpark freundlich in seine atemberaubende Natur eingeladen hat, spüren wir den misstrauischen Blick Alaskas dauernd in unserem Rücken. Die kantigen Berge, die drahtigen, dürren Wälder und die scharfen Felsen, alles zeigt uns, dass wir vorsichtig sein sollen. Sie verscheucht uns keineswegs, die Natur, aber sie warnt uns. Sie wartet ab, sie beobachtet uns und sie entscheidet dann…

Alaska hat so viel zu bieten- es ist verständlich, dass sie ihre Schätze hüten will. Wir haben nur einen Bruchteil dessen gesehen, was dieser unglaubliche Bundesstaat zu bieten hat, aber bereits jetzt sind wir ob der unglaublichen Vielfalt begeistert.
Sie fletscht die Zähne- es gehört nicht uns, wir akzeptieren das. Wir sind nur Gast, wir nehmen alles in uns auf und hoffen, dass die Eindrücke noch langen halten werden. Besitzen können wir es nicht, mitnehmen auch nicht, es wäre Diebstahl… es wäre aber typisch Mensch. Sie weiss das…
Der Mensch hat auch hier viel zu oft seine Finger im Spiel. Viel zu viele hässliche Bauten stören die raue Natur. Auch die Natur ist oft nicht schön. Die Bäume sind teilweise kahl und leer, die Sümpfe grau und farblos. Aber sie muss niemandem gefallen, es ist ihr Zuhause, wir sind nur Gast. Wir sollten uns Mühe geben… Die Natur schlägt hier oft brutal und rücksichtslos zurück. Die unglaubliche Kälte, gefährliche Vulkanausbrüche und gewaltige Erdbeben. Sie entscheidet, wer willkommen ist…
Alaska zu beschreiben ist schwierig, wenn man selbst nicht genau einordnen kann, was man gesehen hat…
Alaska’s Natur, Teil 2: mit der Natur

Alaska ändert sein Gesicht von Sekunde zu Sekunde, von Meter zu Meter. Hier ist die Natur, wie fast überall auf dieser Welt, dort am höchsten einzuschätzen, wo die Menschen ihre Finger nicht im Spiel haben. Alaska ist einfach eine der einzigen Regionen, die selber dafür zu sorgen scheint, dass dies nicht überall geschieht. Sie ist trotzig, sie ist kampfbereit, sie ist selbstbewusst.

Die oft fehlenden Internet- und Handyverbindungen, dass teilweise das warme Wasser fehlt, dass Strom ab und zu ein kostbares Gut ist, dass es Orte gibt, in denen die Welt ausserhalb der Ortsgrenze kaum wahrgenommen wird… Es lässt die Menschen zu einem Teil der Natur werden, anders als anderswo, bewusster als fast überall auf der Welt.

Alaska lässt sich immer noch nicht besser beschreiben und wir werden es auch nach diesen 1,5 Wochen nicht können, aber wir erleben Alaska... aber wir lieben Alaska!
Auf bald!

Sonntag, 10. März 2013

Into the wild 9; Vancouver Island

Wie kann man nur?

Vancouver Island liegt hinter uns. Nanaimo, Tofino, Victoria. Nanaimo als Harbor- City, Tofino als Surfers- Paradiese und Victoria so richtig britisch. Alle drei Städte haben einen beachtlichen Vorteil, die Natur. Das einzige, was also noch getan werden muss, um ein Paradies zu erschaffen, ist mit Bedacht zu bauen. Ausser Victoria ist dies absolut misslungen…
Nanaimo hat ungefähr so viele Einwohner wie Luzern (60'000 - also vor der Fusion), liegt wunderschön in einer Passage auf Vancouver Island und wird durch wunderschöne Inseln geschmückt. Perfekte Bedingungen für eine tolle Hafen- Stadt. Was ist also unmittelbar am Hafen ein absolutes Tabu? Hochhäuser, die sogar noch unsere neuen Türme auf der Allmend weit in den Schatten stellen! Einkaufszentren, die beinahe auseinander fallen und vor allem Pennern ein Zuhause bietet!  Fast- Food Ketten en masse! Quadratkilometerweise Industrie! Hätte man das den Bauherren aus Nanaimo doch vorher gesagt… Es hätte so wunderschön werden können…
Tofino hat nur etwas mehr als 1000 Einwohner und kann definitiv die schönste Natur aufweisen. Im Sommer tummeln sich Millionen von Touristen durch den kleinen Ort. Wenn man sich so kleine Städte an der Adria vorstellt, kann man die romantische Atmosphäre beinahe spüren. Schon alleine die vielen Touristen würde diese wohl zerstören, aber die absolut fehlende Ästhetik bei der Stadtplanung ist trotzdem schwer zu verzeihen. Jeder baut, wie er will. Da mal ein grüner Block aus Metall, daneben ein Oranger aus Holz und dazwischen eine beinahe in sich zusammenfallende Blechhütte, welche man farblich kaum definieren kann, da sie so verrostet ist. Kein Gebäude ist wirklich schön, aber in dieser Kombination sieht es oft grauenhaft aus. Zudem ist es so unglaublich lang gezogen, dass man teilweise zwischen den einzelnen Häusern hoffen muss, dass man sich nicht verirrt. Aber Tofino hat, und das muss definitiv gesagt sein, eine atemberaubende Landschaft.

Victoria hat ungefähr gleich viele Einwohner wie Nanaimo, ist die Hauptstadt des Staates British Columbia und macht vieles so unglaublich viel besser! Den britischen Charme merkt man sofort. Very british ist der Name, sind die Doppeldeckerbusse und ist auch die Architektur. Mit viel Liebe wurde die Innenstadt und die Strandpromenade aufeinander abgestimmt. Mit dem Miniaturmuseum, dem Undersea Garden und dem Wachsmuseum gibt es zudem noch „niedliche“ Ausflugsziele für den Kurzaufenthalt. Der einzige Ort, welcher ich der Stadt wegen wieder besuchen will!
Auf Bald!

Donnerstag, 28. Februar 2013

into the wild 9; Jasper, Kanada

Einzigartige Momente

Die meisten kennen den Drang, seine schönsten Momente mit allen Mitteln festzuhalten…. Wir stehen vor einem unglaublichen Panorama uns das erste, was wir tun- wir zücken die Kamera. Wir machen Bilder, von allen Winkeln und Perspektiven, wir filmen, wenn möglich jedes kleine Steinchen und jeden Grashalm. Wir stehen an einem der schönsten Orte unserer Welt und wir verkrampfen uns in den Gedanken, alles tun zu müssen, um das Ganze immer wieder geniessen zu können… Es wird nie wieder so sein wie in diesem einen Augenblick. Man wird die Wärme der Sonne, den eisigen Wind, das Kribbeln im Bauch… man wird es nicht mehr spüren. Wir haben jeden Tag unsere Kameras dabei, doch die ersten Minuten oder auch Stunden gehören uns. Wir erleben es, diese Momenten gehören uns zu diesem Zeitpunkt- und diese Momente werden wir nicht vergessen… niemals. 

Wir machen dann doch noch ein paar Fotos, weil wir diese Momente so gut es geht mit euch teilen wollen… später…

Die Natur in Jasper ist…. Man kann es kaum beschreiben, wenn man es nicht gesehen hat, nein falsch- wenn man nicht hier war. Die Bäume sind nicht grüner, die Rehe nicht weniger scheu und die Seen nicht blauer als jene in der Schweiz. Die glatte Oberfläche der Seen wird hie und da von einem Stein unterbrochen. Das kompakte Grün der Wälder hat teilweise Löcher von umgefallenen Bäumen. Die Tiere findet man nicht auf Knopfdruck. Es ist die Natur… es ist nicht perfekt. Es ist besser!

Es passt einfach alles zusammen… einzig der Mensch scheint das Gleichgewicht zerstören zu können. Er baut die Strassen, die Häuser, die Brücken… es ist sein naturell. Die Natur scheint sich damit abzufinden und macht, wie immer, das Beste draus. Wir hätten diese Wunder der Natur allerdings nie sehen können, wären da nicht diese Strassen und Brücken… wir entschuldigen uns bei der Natur und bedanken uns, dass sie uns duldet!



Morgen reisen wir ab. Schweren Herzens. Aber wir freuen uns auf Vancouver Island. Mit der Rückkehr in die Zivilisation werden die Texte wohl auch wieder von der Natur- Melancholie zurück in den Grosstadt- Zynismus zurückfinden.
Auf Bald!
Mirj & Adi

Sonntag, 24. Februar 2013

into the wild 8; Jasper, Kanada

...into the wild…

Es war ein Moment der Stille, ein Moment der Einsamkeit, ein Moment der Ewigkeit. Wir stiegen aus unserm gemieteten Auto, stiegen die von Menschen erbaute Treppe hinunter und waren endlich da, in der absoluten Natur. Die Stille war ohrenbetäubend. Wir waren die einzigen Menschen weit und breit. Selbst die Tiere getrauten sich nicht, diese absolute Stille zu durchbrechen. Sie dauerte einige Minuten an, ehe ein paar rebellische Vögel ihr Gezwitscher über den gefroren See pfiffen. Es störte allerdings nicht, es war natürlich, es passte einfach. Es war ein Moment des Glückes. 

Wir müssen zugeben, dass wir auch nicht erwartet haben, dass hier im Mai noch tiefster Winter herrscht. Doch hier sind die Wege oft noch meterhoch mit Schnee bedeckt und die Seen zugefroren. Die Temperaturen bewegen sich um den Nullpunkt. Es ist nicht die Zeit für Touristen. Es ist die Zeit des Aufwachens. 
Es tummeln sich nicht tausende von Menschen um die Seen, es stehen nicht tausende von Touristen Schlange um ihr Mittagessen an einer der Raststätten zu bekommen, die ohnehin noch geschlossen haben. Die Boote können die zugefrorenen Seen noch nicht befahren, die Touren finden noch nicht statt, weil einige Strassen nicht befahrbar sind. Was soll man also hier? Die Bäche fliessen noch nicht mit voller Kraft, die Tiere sind sich noch nicht sicher ob sie ihren Winterschlaf beenden sollen und die Bäume brauchen noch etwas Zeit um ihr kraftvolles Grün zu bekommen. Sie erwacht, die Natur und wir sind dabei und haben sie fast für uns alleine. Es gibt keinen besseren Zeitpunkt, hier zu sein! Es ist perfekt!

Jasper! Wir bleiben! (aber leider nur bis nächsten Dienstag, dann geht’s per Zug zurück nach Vancouver).
Auf Bald!

Freitag, 1. Februar 2013

into the wild 7; Der kanadische Sound

(Geschrieben von Mirj)
Der kanadische Sound


Seit drei Tagen verweilen wir nun schon in Vancouver. Von Portland aus sind wir mit dem Zug in den Norden gefahren, super bequeme Sitze, viel Platz und ein gemütliches Bistro – Amtrak fahren ist genial =) Die achtstündige Fahrt führte uns durch Wälder, entlang an wunderschönen Buchten und auch einen kurzen Blick auf Städte wie Seattle konnten wir erhaschen. Unsere Zugfahrt wurde schliesslich noch durch einen wunderschönen Sonnenuntergang gekrönt.
Obwohl wir im Zug eine Einreise-Erklärung ausfüllen mussten, war die Grenzüberschreitung nach Kanada einiges weniger umständlich als bei unserer Einreise in die USA. Nach Ankunft in Vancouver mussten wir nur kurz bei einem Zollbeamten vorbei, unsere Pässe zeigen und die Einreiseerklärung abgeben. Ausser der Frage, wie lange wir in Kanada bleiben, mussten wir nichts beantworten. Super =)

Mit unserem indischen (Mirj’s Meinung) oder iranischen (Adi’s Meinung) =) Taxifahrer hatten wir eine gemütliche Ankunft in Kanada. Den Bollywood-Sound und die ersten nächtlichen Eindrücke von Vancouver genossen wir sehr. Nach einer kurzen Fahrt (welche zu unserer Überraschung auch relativ billig war) kamen wir vor Mitternacht in unserem Hostel am Jericho Beach an. Wir logieren zurzeit in einem 14-Bett Zimmer, in dem meistens jedoch nur wir weilen. Genial =) Das Hostel ist gleich am Strand gelegen und völlig gemütlich. Das mühsame in diesem Hostel ist jedoch, dass sie oft die Bäder absperren und man an das andere Ende des Hostels laufen muss um zu duschen oder aufs WC zu gehen. Noch besser ist, dass sie jeweils am Morgen um 9.00 Uhr bis am Abend das Wasser abstellen. Aus welchem Grund auch immer – wir haben das Wort noch nicht nachgeschlagen. =) Unsere Kochkünste haben wir heute Abend auch zum ersten Mal der Jugi zur Verfügung gestellt. Namnam =)

Die letzen drei Tage haben wir Vancouver durchstreift, vom Aquarium und dem Stanley Park, über die Robson Street bis zu den Überresten der Olympia. Vancouver ist eine spannende Stadt und es gefällt uns hier sehr. Es hat einbisschen von allem: Es liegt wunderschön am Meer, das Grossstadtleben pocht und das ganze ist eingerahmt von vielen Bergen. (Beinahe wie Luzern. =) ) Etwas was wir bis jetzt noch nicht ganz verstanden haben, ist das komische Busnetz, immer wieder spannend wohin unser Fahrt geht. =)

Am Strand, einige Minuten von unserem Hostel entfernt, haben wir Seelöwen entdeckt, die ganz nah an die Stege und an den Strand schwimmen. Zudem hatten wir heute bei Einbruch der Dunkelheit einen genialen Blick auf die beleuchtete Skyline von Vancouver. Morgen Abend werden wir der Stadt für einige Tage auf Wiedersehen sagen, wir reisen am Abend mit dem Zug der Via Rail Canada nach Jasper. Wir sind gespannt was der Nationalpark uns alles so zu bieten hat und was wir alles entdeckten und erleben werden. Gegen Bären sind wir bestens gerüstet (Weg rennen, tot stellen, auf einen Baum klettern: je nach dem welcher Bär vorbei kommt =) )

Adi ond Mirj 

Mittwoch, 23. Januar 2013

Edinburgh -2-

Geht die Welt noch kleiner?




Wie klein die Welt doch ist. Da gibt es so viele Städte a) in Schottland, b) in Grossbritanien, c) in Europa und nicht zuletzt d) auf der Welt. Und ausgerechnet in Edinburgh, einer nicht unbedingt bedeutdenden Tourismus- Stadt, treffen sich zwei Luzerner, die sich zuvor in Luzern, einer Provinzszadt im Vergleich zur Hauptsadt Schottlands, noch nie (bewusst) über den Weg gelaufen sind. Kevin (aka: "ech ha ehre tüüf id Auge gluegt") besuchte also zur gleichen Zeit das gleiche Hostel (und davon hat es hier doch einige) und dazu noch das gleiche Zimmer wie ich. Natürlich mussten wir diesen Zufall gebührend feiern und haben uns ohne Umweg in die Edinburgh'er Nachtszene geworfen. Na ja, der Teil mit "ohne Umweg" stimmt so nicht ganz. Unser Ziel war wohl klar definiert, aber eine passende Bar zu finden, stellte sich als äusserst schwierig heraus. Wir liefen wohl mehrere gefühlte Stunden durch Edinburgh, bevor uns der Hunger ins Nuudel- Haus (Noodle House) verschlug. Dort halfen uns dann drei nette, junge Frauen, ein angenehmes Lokal mit anständiger Live- Musik zu finden. Den Rest des Abends, die Geschichten der angsteinflössenden Ramona aus Griechenland/Serbien/Russland/Iran/Irak/Ukraine/Weissrussland (running gag ;)) etc. lasse ich mal vorsichtshalber weg...

Den gestrigen Tag haben wir uns dann in die Anfänge der Highlands gewagt. Na ja, in die Anfänge der Anfänge der ... Unmittelbar vor der Stadt sind ein paar kleine Hügel, die allerdings bereits die unglaubliche Schönheit der "echten" Highlands erahnen lassen. So ähnlich wie die Schweizer Bergen und trotzdem so total anders. Dunkel, farblos und trotzdem weich und elegant. Ob ich mich noch weiter in das Hochland wagen werde, wird sich zeigen. Je nach Lust und Laune und nicht zuletzt nach Möglichkeit. Kevin ist heute dann weiter nach Oslo. Viel Spass, Junge!

Und heute dann tatsächlich, der Beweis: die Welt geht noch kleiner. Durch Edinburgh schlendernd werde ich plötzlich von hinten angestupst. Zuerst dachte ich, es sei einer dieser WWF- Typen, von denen hat es zu dieser Zeit gewimmelt. Als ich mich dann, nachdem ich mir eine "sorry, ich verstehe ihre Sprache nicht"- Taktik ausgedacht habe, umdrehte, blickte ich jedoch in ziemlich vertraute Gesichter. Zwei meiner Nachbarn standen vor mir. Aus Luzern. Zwei von den gut 75'000 Einwohnern stehen plötzlich einer Metropole, welche ohne Touristen schon knapp eine halbe Million Menschen beheimatet, am anderen Ende des Kontinents, vor mir. Zufälle gibts.



Da ich mich eigentlich vor den "must see- Attraktionen" hüte, war ich etwas skeptisch, als ich das Castle, das Wahrzeichen der Stadt, besuchte. Als Geschichts- Freak kam ich aber so oder so nicht darum herum und da mir Chrissie den Eintritt zum Geburtstag schenkte, blieb mir auch noch das lästige Anstehen erspart. Über das Schloss gibt es viele Meinungen. Meine Meinung ist allerdings stark beeindruckt. Da viele Teile des Schlosses seit Jahrhunderten bestehen, ist für mich das Gefühl, dass genau an jenem Platz, an dem ich jeweils stand, vor langer Zeit Geschichte passiert ist und geschrieben wurde tiefgehend und mitreissend. Natürlich sind überall Tafeln aufgehängt, Hinweisschilder montiert und Lautsprecher befestigt, teilweise zerstören sie mehr, als dass sie an Atmosphäre schaffen, aber im Grossen und Ganzen ist die moderne Einwirkung in die spannende Geschichte durchaus gelungen.



Geschichte ist meist romantisch. Sieger und Erfolge brachten ihren Helden hervor und dem Vaterland Ehre und Stolz. Romantik pur. Man darf aber nicht vergessen, dass Sieger auch immer Verlierer mit sich ziehen. Oft genug hat Geschichte mehr Tragik erlebt als heroische Siege feiern können. Die Schreie, das Leid und die Qual aus den Kerkern sind verschwunden. Geblieben sind faszinierende, leere Räume, in denen undenkbare Dunkelheit und Schmerz den Alltag bildete. Wir können die Kerker jederzeit wieder verlassen, zu viele konnten das nicht. Auf den Schlachtfeldern von Falkirk und Sterling (welche ich auch noch besuchen will) ist das Blut, welches den Boden tränkte, längst verschwunden, die Kampf- und Schmerzschreie verstummt, Heldensagen sind entstanden, denn Sieger hat es auf beiden Schauplätzen gegeben. Sieger hat es immer gegeben, denn ohne sie ensteht keine Geschichte. Zu wenige haben diese Schlachtfelder aber wieder lebend verlassen, zu viele haben alles -ihr Leben- verloren. Ich halte jeweils einen Moment inne, wenn ich solch geschichtsträchtige Orte besuche, denn sie zeigt nur allzu oft, wozu wir Menschen fähig sind. Im Guten wie im Schlechten...

P.S. Als Highlite des Tages (nebst der Erkenntniss, dass die Welt immer kleiner wird), kann ich getrost erzählen, dass ich es geschafft habe, mich in einem Bahnhof, welcher etwa einen fünftel so gross ist wie jener in Luzern, hoffnungslos zu verlaufen. :)


  

into the wild 6; von Portland nach Vancouver

Bye Bye USA- fürs Erste



Nach nun beinahe zwei Wochen USA mit San Francisco, Eureka und Portland überqueren wir morgen die Landesgrenze nach Kanada. Vancouver BC wird unser erster Stop im nördlichen Nachbarland sein. Zeit also für ein kleines Fazit:
San Francisco: Joggen als Nationalsport
San Francisco ist eine geniale, super spannende Stadt mit viel Charme. Auch wenn der erste Eindruck, sagen wir mal; etwas speziell war, wuchs sie uns je länger wir da waren immer mehr ans Herz. Was auffiel waren die vielen normalgebauten Menschen. Nicht selbstverständlich- im Land des Fast Foods. Wir haben dann schnell auch den Grund herausgefunden: die ganze Stadt läuft. Es scheint als würde ganz San Francisco als Hobby Joggen. Unzählige Bewegungsfreudige findet man auf den Strassen und an den Küsten. Dass man sich in einer Touristenstadt befindet merkt man auch an den unzähligen Sightseeing- Angeboten. Wirklich genutzt haben wir keines, da wir lieber die Stadt kennen lernen wollten und nicht nur die Sehenswürdigkeiten. Durchaus zufrieden waren wir auch mit unserem Hostel. Es war alles immer sehr sauber und die Bedienung hilfsbereit, freundlich und (mit uns und unserem Englisch) auch sehr geduldig. Im Nachhinein würden wir noch eine oder zwei Nächte länger bleiben, aber wir entschieden uns nach 4 Übernachtungen, nach Eureka zu fahren- mit dem Greyhound. Der Greyhound war nicht so übel, wie ihn allen machen wollten. Wohl war der Grossteil der Mitfahrenden aus der eher ärmeren Schicht, aber von „Pennern“ und „Sträflingen“ kann nicht die Rede sein.
San Francisco
Eureka: Stadt der Autos
„Eureka ist stolz auf seine Altsadt“ … „25’000 Einwohner hat die Stadt“ … „Mit ihrer wunderschönen Lage am Pazifik…“ Die Altstadt besteht aus zwei Strassen zu je 50m und dort findet das florierende Leben der städtischen Obdachlosen statt. Die meisten Geschäfte haben entweder geschlossen oder die Verkäufer erschrecken beinahe, wenn man den Laden betritt. Der restliche Teil der Stadt besteht aus dutzenden von Inn’s (zähen in den USA Durchreisende auch zur Einwohnerzahl einer Stadt?), aus Fastfood- Läden (das mit den normalgebauten Menschen stimmt hier so ganz und gar nicht) oder Autoverkäufern… Diese angeblich über 25’000 Einwohner schliessen sich entweder allesamt zuhause ein oder verlassen tagsüber die Stadt (aus nachvollziehbaren Gründen). Als Fussgänger ist es teilweise etwas unheimlich, da oft das einzige Lebenszeichen der Einwohner die vorbeifahrenden Autos sind. Von Spaziergängen hält man in dieser Stadt wohl sehr wenig. Und diese wunderschöne Lage am Pazifik… äh… nein! Das einzig schöne an dieser Stadt war unser Hotelzimmer. Schön gross und ebenfalls wieder absolut sauber! Das grösste Problem an Eureka ist aber, dass man da nicht mehr wegkommt. Kein Anschluss an einen Bus (obwohl man mit einem da hin kommt :-/) kein Anschluss an einen Zug…Um einen Fluchtplan zu erstellen, mussten wir dann noch eine Nacht länger bleiben als eigentlich gebucht. Ein Flugzeug auf dem 20 Meilen entfernten Flughafen von Arcata brachte dann die Rettung. Drei Nächte sind wir geblieben. Drei Nächte zu viel.
Eureka
Portland: die grüne Stadt
Portland war zu Beginn ziemlich eindrücklich. Wohl auch weil es einen krassen Kontrast zu Eureka darstellte. Sehr viele Fussgänger, Velofahrer und die dafür benötigten Parks. Sie rühmt sich deshalb auch als 'grüne Stadt'. Passend zur Green City ist auch der Zoo. Gross angelegt und mitten in einem Park. Zudem hat es viele ausgefallene Geschäfte in der ganzen Stadt verteilt. Je länger wir hier waren, desto komischer kam uns die Stadt aber vor. Diese ist teilweise übersäht von sehr komischen Menschen. So, als wäre das komplette städtische Irrenhaus entflohen und hätte sich über die ganze Stadt verteilt. Die Stadt ist zudem nicht auf Touristen ausgelegt, was man mit der Zeit an mangelnden Ausflugsmöglichkeiten merkt. Unsere Jugendherberge war wiederum gemütlich und die selten benutzte Küche lud uns zwei Mal zum selber kochen ein- was immer spannende Gerichte hervorbrachte. Es ist im Grossen und Ganzen eine „niedliche Grosstadt“ (550’000 Einwohner). Wir sind vier Nächte geblieben- keine Nacht zu wenig, keine Nacht zu viel!

Portland
USA: Leben in XXL
Die Vereinigten Staaten. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Grenzen gibt es hier durchaus, nur hat es auch noch unglaublich viel Potenzial. Das erste was einem hier auffällt, ist die Leidenschaft, mit welcher die Amerikaner ihr Leben leben. Sie kommunizieren mit Kraft, arbeiten mit Stolz und helfen mit Herz. Man kann sie als aufdringlich empfinden, aber auch als hilfsbereit, als naiv oder als gutgläubig. Die Fähigkeit der kraftvollen Konversation haben sie uns deutlich voraus. Die Ruhe des Geniessens scheinen sie von uns aber noch lernen zu können. Alles geht hier schnell. So hat man die Vorspeise im Restaurant ein paar Minuten nach Aufgabe der Bestellung auf dem Tisch und wenn man Glück hat, wird man damit fertig, bis sie die Hauptspeise servieren. Die Teller räumen sie ab, noch bevor alle am Tisch fertig sind und fragen auch gleich nach einem Dessert. Verneint man, wird wenige Sekunden später die Rechung vorbeigebracht. Auch wenn sie einem wohl nicht das Gefühl geben wollen, man sei unerwünscht, zahlt man und ist nach 40 min wieder aus dem Restaurant draussen. Auch eine Art von Fast Food. Hankerum spendieren sie einem gratis Wasser und schenken dies sowie auch die bestellten Getränke (Sprite, Ice Tea…) immer wieder kostenlos nach. Obwohl das Wasser nach Chlor schmeckt und das Glas wohl nur zu einem Viertel gefüllt wäre, wenn man die Eiswürfel rausnehmen würde, ist dies nicht selbstverständlich.


San Francisco
Weiter fällt einem auf, dass der Durchschnittsamerikaner (mit Ausnahme von San Francisco) ein gewaltiges Problem hat. Sein Übergewicht. In Eureka waren wir teilweise die einzigen im Bus, die unter 120kg wogen und auch in Portland leiden sehr viele Menschen an starkem Übergewicht. Neben all den Fast Food- Läden sind die Gründe an verschiedenen Orten zu finden. Unter anderem auch in den Restaurants, die teilweise alles Mögliche zuerst in Öl tauchen, bevor sie es servieren. Aber auch in den Geschäften findet man schnell ganz viele Gründe dafür. So wird es schwierig für eine oder zwei Personen vernünftige Portionen einzukaufen. Alle Verpackungen sind in absoluten Übergrössen. Die kleinste Fleischverpackung reicht z.B. für eine Grossfamilie. So ist es zudem mit den meisten Dingen in den USA. Large ist in den Staaten small und gibt es gar nicht. Dafür kann man vieles (und vor allem Kleider) mittlerweile bis zu XXXXL kaufen.
Es ist anders, es ist grösser, es ist speziell. Es ist die USA. Wir Schweizer können bei diesem Gigantismus nicht mithalten- und ganz ehrlich, wir sind froh drum!
Auf bald!